Leis­ten­bruch

Der Leis­ten­durch­bruch ist eine häu­fige Operationsursache

Der Leis­ten­bruch ist eine häu­fige Erkran­kung, für deren Behand­lung eine Ope­ra­tion unum­gäng­lich ist. Trotz der Bezeich­nung „Leis­ten­bruch“ ist damit kein Bruch eines Kno­chens ver­bun­den. Viel­mehr han­delt es sich um eine – meist sicht­bare – Aus­stül­pung in der Leiste. Eine unbe­han­delte Erkran­kung gefähr­det das Leben. Der medi­zi­ni­sche Fach­aus­druck des Leis­ten­bruchs lau­tet „Leis­ten­her­nie“.

Die Folge einer zu hohen Belas­tung im Leistenkanal

Ein Leis­ten­bruch tritt im Leis­ten­ka­nal auf. Darin ver­lau­fen Ner­ven und Lymph­ge­fäße. Bei Män­nern befin­det sich im Leis­ten­ka­nal der Samen­strang, bei Frauen das soge­nannte Mutterband.

All­täg­li­che Vor­gänge wie das Tra­gen schwe­rer Kar­tons oder das kräf­tige Hus­ten üben eine hohe Belas­tung auf die Leis­ten­re­gion aus. Infol­ge­des­sen befin­den sich dort kräf­tige Seh­nen und Mus­keln. Ist der Druck für die Mus­ku­la­tur zu hoch, durch­bricht das Bauch­fell den Leis­ten­ka­nal. Das Bauch­fell ist eine Schicht der Bauch­wand. Nach dem Durch­bruch ent­steht ein Bruch­sack. Der Sack ist mit Tei­len des Darms oder mit Fett­ge­webe gefüllt.

Die Leis­ten­her­nie ist eine bei Män­nern deut­lich häu­fi­ger vor­kom­mende Erkran­kung als bei Frauen. Das Ver­hält­nis des Leis­ten­bruchs im Ver­gleich beläuft sich auf neun zu eins. Grund ist die männ­li­che Ana­to­mie. Zwi­schen dem Scham­bein und den Bauch­mus­keln befin­det sich in der Leis­ten­re­gion eine gespannte Seh­nen­platte. Beim Mann füh­ren Blut­ge­fäße zur Ver­sor­gung der Hoden und der Samen­strang durch die Seh­nen­platte. Das ist bei Frauen nicht der Fall. Dar­aus resul­tiert eine beim Mann insta­bi­lere Seh­nen­platte mit einer Sollbruchstelle.

Leis­ten­bruch: Anwach­sende Nische führt zum Durchbruch

Es gibt zwei Fak­to­ren, die zu einem Leis­ten­bruch füh­ren. Zunächst ist dies­be­züg­lich eine zu schlaffe Seh­nen­platte zu nen­nen. In der Leis­ten­re­gion befin­den sich keine trai­nier­ba­ren Mus­keln. Kol­la­gene Fasern sind für die straffe Hal­te­rung der Platte verantwortlich.

Die Pro­duk­tion der Fasern sinkt mit stei­gen­dem Alter. Der zweite Risi­ko­fak­tor ist ent­ste­hen­der Druck im Bauchraum.

Er ist die Folge hoher Belas­tun­gen und ent­weicht über die Seh­nen­platte. Letz­tere ist im Ver­gleich zu den alter­na­ti­ven Bauch­mus­keln und Kno­chen das am ein­fachs­ten zu über­win­dende Hindernis.

Eine aus­rei­chend gespannte Seh­nen­platte wider­steht der Belas­tung. Hal­ten die kol­la­ge­nen Fasern diese nicht fest, gibt sie zunächst mini­mal nach. Dadurch beginnt das Wachs­tum einer Nische, die mit jeder wei­te­ren Belas­tung an Größe gewinnt und schließ­lich in einen Durch­bruch mün­det. Es ent­steht ein Spalt, durch den sich der Darm in die Bauch­de­cke zwängt.

Ursa­che für einen Leis­ten­bruch ist folg­lich eine zu hohe Belas­tung in der Leis­ten­re­gion. Zu der­ar­ti­gen Druck­aus­lö­sern zählt

  • das Tra­gen schwe­rer Kartons,
  • das Heben von Möbeln,
  • hohe Anstren­gun­gen auf der Toilette
  • sowie kräf­ti­ges Niesen.

Die genann­ten Vor­gänge sind nicht die allei­ni­gen Gründe eines Leis­ten­bruchs. Zuvor läuft ein Pro­zess ab, bei dem über meh­rere Druck­si­tua­tio­nen die ange­spro­chene Nische ent­steht. Die Anstren­gung unmit­tel­bar vor dem Leis­ten­bruch ist ledig­lich der letzte Anstoß des Durchbruchs.

Sym­ptome – Aus­beu­lung typisch für einen Leistenbruch

Die Leis­ten­bruch Sym­ptome äußern sich zunächst durch ein unge­wohn­tes, merk­wür­di­ges Gefühl in der Leis­ten­ge­gend und Leis­ten­schmer­zen. Die Betrof­fe­nen bemer­ken den Leis­ten­bruch oft­mals erst, wenn sich eine sicht­bare Aus­stül­pung zeigt. In häu­fi­gen Fäl­len ist ein Zurück­drü­cken der ent­stan­de­nen Beule in einer Lie­ge­po­si­tion möglich.

Dane­ben sind Schmer­zen oder ein star­kes Druck­ge­fühl bei kör­per­li­chen Anstren­gun­gen in der ent­spre­chen­den Gegend Sym­ptome eines Leis­ten­bruchs. Bei Män­nern führt der Durch­bruch zu einer Ver­grö­ße­rung bezie­hungs­weise Schwel­lung des Hoden­sacks. Tre­ten eine oder meh­rere der genann­ten Beschwer­den auf, ist ein Arzt auf­zu­su­chen. Unver­züg­li­ches, schnel­les Han­deln ist bei plötz­li­chen, sehr star­ken Schmer­zen in Kom­bi­na­tion mit einer nicht weg­zu­drü­cken­den Aus­beu­lung not­wen­dig. Es han­delt sich um einen ein­ge­klemm­ten Bruch.

Ein Leis­ten­bruch mit leich­ten Beschwer­den ist oft­mals harm­los. Gefähr­lich ist die Her­nie, wenn Organe aus dem Brauch­raum in der Bruch­zone ein­ge­klemmt sind. Das hat eine Schwel­lung des Darms zur Folge. Das bedeu­tet eine Unter­bre­chung der Blut­zu­fuhr. Der medi­zi­ni­sche Fach­aus­druck lau­tet Inkar­zer­a­tion. Mög­li­che Fol­gen sind das Abster­ben des ein­ge­klemm­ten Organs und ein Darm­ver­schluss. Zusätz­li­che Anzei­chen einer Inkar­zer­a­tion sind Erbre­chen und Fie­ber. Das ist lebens­ge­fähr­lich. Eine sofor­tige Ope­ra­tion ist unumgänglich.

Leis­ten­bruch bei Kin­dern durch nicht ver­schlos­sene Öffnung

Kin­der sind eben­falls von Leis­ten­her­nien betrof­fen. Im Unter­schied zu Erwach­se­nen ist der Leis­ten­bruch keine Folge einer star­ken Belas­tung. Von Geburt an besteht in der Bauch­wand eine kleine Öff­nung. Dadurch führt bei den Jun­gen der Samen­strang, bei Mäd­chen ein Band, das die Gebär­mut­ter befes­tigt. Nor­ma­ler­weise schließt die Öff­nung. Bleibt besag­ter Vor­gang aus, ent­steht ein Bruch­sack. Oft­mals ent­de­cken die Eltern den Leis­ten­bruch durch eine sicht­bare Schwel­lung im Bereich der Leiste.

Ope­ra­tive Behand­lung – Ver­fah­ren mit Näh­ten und Kunststoffnetzen

Eine Ope­ra­tion zur Behand­lung einer Leis­ten­her­nie ist einer der häu­figs­ten chir­ur­gi­schen Ein­griffe in Deutsch­land. Der Arzt setzt ein Netz ein oder schließt den Leis­ten­bruch mit einer Naht. Es ist zu dif­fe­ren­zie­ren in offene und mini­mal­in­va­sive Verfahren.

Letz­tere erfor­dern mini­male Öff­nun­gen der Brauch­de­cke. Die soge­nannte TAPP-Tech­nik (mini­mal­in­va­siv) sieht eine Bauch­höh­len­spie­ge­lung vor. Das macht ein Ein­ge­hen in die Bauch­höhle und somit das Auf­schnei­den und anschlie­ßende Zunä­hen des Bauch­fells not­wen­dig. Zur Fixie­rung des Net­zes ver­wen­det der Arzt Nähte oder Clips. Die TEP-Tech­nik basiert auf einem Haupt­zu­gang mit einem klei­nen Schnitt unter­halb des Nabels. Über den Schnitt führt der Arzt das Netz ein und legt es hin­ter Bauch­fell und Mus­ku­la­tur ein. Bau­ch­in­nen­druck und der ent­ge­gen­ge­setzte Druck der Mus­ku­la­tur sind als Hal­te­vor­rich­tung ausreichend.

Zusätz­li­che Befes­ti­gun­gen mit Clips oder Nähte sind nicht von­nö­ten. Die offe­nen Ver­fah­ren, um einen Leis­ten­bruch zu behan­deln, erfor­dern einen Leis­ten­schnitt. Die soge­nannte Shoul­dice-Ope­ra­tion ver­schließt die Bruch­lü­cke durch eine beson­dere Nahttechnik. 

Die Lich­ten­stein-Methode zählt eben­falls zu den offe­nen Ver­fah­ren, schließt aller­dings den Leis­ten­bruch anstelle einer Naht mit einem Kunst­stoff­netz. Bei Kin­dern ver­zich­ten die Ärzte auf das Netz. Der Grund: Das Fremd­ma­te­rial wächst nicht mit. Des­we­gen erfolgt der Ver­schluss der Bruch­pforte mit einer Naht. Über die jeweils zu bevor­zu­gende Methode ent­schei­det der Arzt individuell.